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Unsere Kirche

Die Kirche aus nordöstlicher Sicht

Die Klosterkirche

Die Kirche des Exerzitienhauses ist der älteste Teil des Gebäudeensembles.
Die im Altarraum erhalten gebliebenen beiden Inschriften bezeugen die Weihe der Kirche im Jahr 1222.
Als Weihetag wählte man den 31. August, den Gedenktag des Trierer Märtyrerbischofs Paulinus.

Nur 50 Jahre nachdem Ludwig von Deudesfeld nach England gereist war, um eine Reliquie des 1170 ermordeten und bereits 1173 heiliggesprochenen Erzbischofs von Canterbury, Thomas Becket, mit an die Kyll zu bringen, ist diese Kirche im Stil der Zisterzienser errichtet worden.

Kirche innen

Kirche der Zisterzienserinnen

Bereits zuvor lebten hier Frauen um eine Kapelle, in der die Reliquien des Heiligen verehrt wurden. Die Gemeinschaft muss rasch gewachsen und sich schon bald dem Zisterzienserorden angeschlossen haben – sicherlich gefördert durch die vom hl. Bernhard von Clairvaux 1134/35 gegründete Zisterzienserabtei im ca. 18 km entfernten Himmerod.

Die Zisterzienser waren Ende des 11. Jahrhunderts als Reformbewegung aus dem Benediktinerorden hervorgegangen. Ihr Anliegen war ein Leben des Gebets, der Lesung und der Arbeit nach der Regel des hl. Benedikt. Die nüchterne Architektur und Ausstattung der Kirchen und Klöster, die schlichte Form der Liturgie und das Leben von der eigenen Hände Arbeit prägten das Leben der Mönche und Nonnen.

Nichts sollte die Ausrichtung der Zisterzienser/innen auf Gott hin stören. Diesen Geist atmet die Kirche in St. Thomas bis heute. Es handelt sich um einen einschiffigen Saalbau, der sich durch große Schlichtheit auszeichnet: kein Glockenturm, kein monumentales Westwerk, kein aufwendig gestaltetes Portal. Im Inneren finden sich keine Gemälde und – ursprünglich – auch keine Skulpturen.

Blick aus der Krypta zum Altarraum

Struktur der Klosterkirche

Bis heute ist erkennbar, dass es sich ursprünglich um eine Klosterkirche für eine Frauengemeinschaft handelt. Wer die Kirche heute betritt findet zwar noch die ursprüngliche Architektur, nicht aber die gleiche gottesdienstliche Nutzung vor.

Das Hauptportal an der Nordseite der Kirche führt unter die Empore, die der Gebetsort der Ordensfrauen war.

Unter der Empore war der Raum der Gläubigen, wenn sie zur Feier der Messe oder zum persönlichen Gebet in die Kirche kamen. Seit den 1860er Jahren liegen hier die Grabplatten, deren Gräber sich aber immer noch im vorderen Bereich der Kirche befinden, dort wo heute die Bänke der Gottesdiensteilnehmer stehen.

Die Feier der Gottesdienste umfasst nicht nur die Lebenden, sondern auch die Verstorbenen. Begraben wurden in der Kirche vor allem einige Äbtissinnen und Wohltäter des Klosters. Das Gedenken der Verstorbenen in jeder Messfeier fand so einen sichtbaren Ausdruck.

Blick zur Empore

Gebet prägt Architektur

Die Gebetszeiten der Klostergemeinschaft prägen die Architektur der Kirche. Das Morgenlob der Kirche, die Laudes, bestand bis zur Liturgiereform in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts aus insgesamt sieben Psalmen, deren letzte drei immer die Psalmen 148-150 bildeten. Das Kirchengewölbe besteht dementsprechend aus sieben Gewölberippen – vier schmalen in der westlichen Hälfte der Kirche, dem Bereich der Empore, drei größeren in der östlichen Hälfte des Kirchenschiffs.

Die Siebenzahl erinnert an die Schöpfung in sieben Tagen (Genesis 1). Die sieben setzt sich aus den Zahlen vier und drei zusammen.

Von der Bibel her gilt die Zahl vier als Zahl mit Ausrichtung auf die gesamte Schöpfung (vier Himmelsrichtungen, vier Weltenflüsse). Drei gilt als Zahl Gottes. Sieben ist die Zahl der Vollendung: am 7. Tag vollendete Gott das Werk seiner Schöpfung. Während die Lebenden also im Bereich „der Welt“ beteten, befanden sich die Verstorbenen im „Bereich Gottes“, im Bereich der Lobpsalmen, der zudem der lichtvollste Raum innerhalb der Kirche ist – Ausdruck der Hoffnung auf Leben. Ich bin das Licht der Welt…

Blick von der Empore zum Altar

Der Altarraum

Den Altarraum bildet eine Apsis aus fünf Gewölbezwickeln. Unter ihrem Scheitelpunkt stand ursprünglich der Altar. Die Zahl fünf verweist innerhalb der Bibel immer wieder auf die Heilige Schrift (5 Bücher der Tora zu Beginn, 5 Bücher der Schriftpropheten, 5 Bücher der Psalmen, 5 Klagelieder, 5 Festrollen zu den jüdischen Hochfesten). Die Feier der Eucharistie geschieht gleichsam unter dem Zeltdach der Heiligen Schrift. Gott schenkt sich uns in der Eucharistiefeier – in seinem Wort (biblische Lesungen) und in seinem Sohn Jesus Christus, seinem fleisch-/mensch-gewordenen Wort (Kommunion).

Bis heute zeigt die Mittelwand der Apsis keinerlei Darstellung. Gott wird nicht dargestellt, weil er sich im Leben immer neu und anders zu erkennen gibt. "Du sollst dir kein Bild machen..." (Ex 20,4Dtn 5,8) hat damit zu tun, dass wir Menschen seine Bilder (Gen 1,26-27) sind. Und so wie niemand von uns auf ein Bild, auf einen bestimmten Moment des Lebens festgeschrieben werden möchte, so kann auch Gott nicht auf einen Eindruck reduziert werden.

Chorgestuhl aus St. Thomas in der Stiftskirche Kyllburg

Die Empore

Die Empore war bis zur Auflösung des Klosters 1802 der Gebetsort der Ordensfrauen. Hier oben stand das Chorgestühl der Nonnen, in dem sie über den Tag und die Nacht verteilt die Gebetszeiten feierten.

Dieses Chorgestühl, das 22 Zisterzienserinnen Platz bot, ist eine Arbeit aus Eichenholz vom Beginn des 14. Jahrhunderts. 1804 kam es in die ehemalige Stiftskirche in Kyllburg, wo es bis heute zu sehen ist.

Die Empore ist dem heiligen Hermann-Josef von Steinfeld (1150-1241) geweiht. Er gehörte dem Prämonstratenser-Orden an, der zur gleichen Zeit wie der Zisterzienser-Orden entstand. Unter dem Altar befindet sich eine Reliquiar des Heiligen. Außerdem erzählt ein Gemälde des Trierer Künstlers Werner Persy (1924-2017).

Der Bezug zu Hermann-Josef von Steinfeld ergibt sich über das Zisterzienserinnenkloster Marienborn in Zülpich-Hoven, dessen Seelsorger der Heilige gewesen ist. Schon 1188 ist dieses Kloster als erste Tochtergründung der Zisterzienserinnen von St. Thomas aus errichtet worden.

Kreuz über Altar

Altar

Der Altar ist ursprünglicher Bestandteil der Kirche. Infolge der Liturgiereform durch das 2. Vatikanische Konzil ist er Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts weiter Richtung Kirchenschiff aufgestellt worden.

In der mittleren Kassette befindet sich eingemauert hinter einem Kreuzmedaillon eine Reliquie von den Gebeinen des hl. Thomas Becket. Die Kreuzesdarstellung stellt das Canterbury Cross dar, einer 1867 bei Grabungen in Canterbury gefundenen sächsischen Brosche von ca. 850.

Das Hängekreuz über dem Altar setzt sich aus mehreren Bestandteilen unterschiedlicher Jahrhunderte zusammen:

Ältester Bestandteil ist der aus Holz geschnitzte Korpus, der der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstammen dürfte. Er zeigt bis heute die originale Farbfassung. Über seine Herkunft ist nichts bekannt. 1967 ist er im Kunsthandel in Köln erworben worden.

Die Kreuzesbalken sind damals neu geschaffen worden. Ebenso die acht Emailplatten, die der Kölner Künstler Egino Weinert (1920—2012) geschaffen hat. Sie stellen das Kreuz in den größeren Zusammenhang des Lebens und Wirkens Jesu, das im Verlauf des Kirchenjahres gefeiert und gegenwärtig gesetzt wird.

Kanzel

Die Kanzel

Die Kanzel besteht unter anderem aus drei originalen Steinplatten der 1634 gestifteten Kanzel.

Sie zeigt im Mittelfeld die Stifterinschrift und rechts und links jeweils das Wappen der Familien von Eltz und von Kesselstadt.

Seit fast 400 Jahren dient sie der Verkündigung der biblischen Botschaft und kann so zum Ausdruck der generationen-
übergreifenden Ausrichtung auf Gott und sein Leben spendendes Wort werden.

Tabernakel

Das Tabernakel

Das 1967 von Johann Baptist Lenz (1922-2007) aus Kalkstein gefertigte Tabernakel verbindet zwei biblische Begebenheiten miteinander: den brennenden Dornbusch (Ex 3) und das Weinstock-Gleichnis (Joh 15), also Altes und Neues Testament.

Im brennenden Dornbusch gibt Gott sich dem Mose zu erkennen und beauftragt ihn damit, das Gottesvolk Israel aus der Sklaverei Ägyptens herauszuführen. Diese Begegnung ereignet sich mitten im Alltag des Mose. Als Mose sich dem brennenden Dornbusch neugierig nähert, spricht Gott ihn an und erklärt den Ort, an dem Mose steht, als heiligen Boden.

Beim letzten Mahl Jesu mit seinen Jüngern spricht Jesus die persönliche Verbundenheit mit ihm im Bild eines Weinstocks an. So wie die Reben ohne Verbindung zum Weinstock nicht gedeihen können, so Christen nicht ohne Verbindung zu Jesus Christus.

Das im Tabernakel aufbewahrte eucharistische Brot, der Leib Christi, verkörpert nicht nur seine Gegenwart in dieser Kirche, sondern erinnert im Doppelbild des Tabernakels, dass Gott uns im tagtäglichen Leben und Arbeiten ansprechen kann und das dort, wo wir uns gerade im Leben befinden, „heiliger Boden“ ist, auf dem wir Gott erfahren können. Unabhängig von Christus, in dem Gott Mensch geworden ist und unter gelebt hat, können wir weder leben noch Frucht bringen.

Taufbecken

Taufbecken

Im nördlichen Seitenschiff der Kirche steht das Taufbecken. Hier wird das grundlegende Sakrament der Taufe gespendet, durch das Menschen Aufnahme in die Gemeinschaft der Kirche erhalten. Bei der Taufe wird dem Täufling dreimal Wasser über den Kopf gegossen "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes". Durch die Taufe sind wir eingeschrieben in den Lebensweg Jesu, in sein Sterben und Auferstehen (Röm 6,4).

Den Taufstein umgibt in sechs Medailons die Inschrift:

  1. Im Jahres des Herrn 1943
  2. Hl. Maria u. hl. Bischof u. Martyrer Thomas
  3. Erflehet allen, die aus dem Wasser u.
  4. Dem Hl. Geiste wiedergeb(oren) werden
  5. Nie endende Liebe und Treue
  6. Zu Christus u. seinem Reich


In der Zeit der NS-Herrschaft bekennt sich diese Inschrift zu Jesus Christus und seinem Reich! In diesem Reich muß niemand für Jesus Christus sterben. Er selber gibt sein Leben und schenkt uns in seiner Auferstehung Hoffnung und Zuversicht auf unvergängliches Leben.